- Konfuzius sagt: Die Welt ist voller Gegensätze - was ein
Glück ist, sonst wäre ich ja meinen Job los!
Seien wir doch mal ehrlich: das Streben nach Harmonie in allen Ehren, aber
wäre das nicht verdammt langweilig? Letztlich sind es die Antagonisten,
die das Leben interessant machen, so wie heiß und kalt, teuer und billig,
ehrlich und fies, arm und reich, Marianne und unser
Hausmeister, ...
Klar, daß es zwischen einer Power-Lesbe und einem Chauvi-Hausmeister
krachen muß; das ist sozusagen im Schöpfungsplan
vorprogrammiert.
In unserer Tiefgarage werden zum fünftem mal die morschen Bodenplatten
ausgebessert, und ich nütze die Gelegenheit, um endlich die Sendespulen
einzubetonieren, mit denen ich in der kommenden Auto-Generation den CAN-Bus
lahmlegen kann. Schließlich muß ich als progressiver B.A.f.H. in
die Zukunft blicken! Schade, daß ich hier in der Tiefgarage noch keine
Web-Cam installieren konnte. Zu dunkel. Das wären bestimmt ein paar nette
Mitschnitte für Pleiten, Pech und Pannen, wenn mitten auf der Rampe
plötzlich die Lenkung und die Bremsen
versagen ...
Ich streiche gerade den letzten Zement glatt, als ich bei den hell erleuchteten
Frauenparkplätzen im ersten Untergeschoß einen nagelneuen,
dunkelblauen Z4 bemerke. Der Hausmeister hat doch erst gestern beim zweiten
Frühschoppen mit seinem neuen blauen Z4 angegeben - und jetzt steht
der hier bei den F-Plätzen, obwohl doch der Hausmeister einen eigenen
Platz im zweiten Untergeschoß hat!
Ich notiere mir die Nummer und schaue später in der geknackten
Flensburg-DB nach, ob die Kiste wirklich dem B.H.v.H.
gehört ...
Am nächsten Tag sitze ich wie üblich mit dem Kollegen Rinzling und
dem B.H.v.H. (Bastard Hausmeister von Hellinger) beim dritten Kaffee auf der
Terrasse der Cafete in der hochsommerlichen Glutofenhitze.
(Eigentlich sollten hier Sonnenschirme stehen, aber die Belegschaft der Cafete
behauptet, alle von der Brauerei gestifteten Schirme seien 'KAPUTT'. In
Wahrheit sind sie natürlich einfach zu faul, jeden Tag die Schirme auf-
und wieder abzubauen. Auf meine Frage, wie es denn plötzlich zu diesem
epidemischen Sonnenschirmsterben gekommen sei und was, zum Teufel, an einem
Schirm eigentlich KAPUTT gehen könne, antworten sie mit einem Trommelfeuer
von Griechisch und Türkisch gewürzt mit einigen Brocken Marokkanisch
und Thaiwanesisch, bis ich freiwillig das Feld
räume.)
Marianne, Frau Bezelmann und Jenny sind auch da, sitzen aber wegen des
Hausmeisters demonstrativ einen Tisch weiter und unterhalten sich über
F-Themen.
Wie zufällig bringe ich das Gespräch auf das Dauerthema 'Frauen und
Autos', und der B.H.v.H. geht ab wie ein aufgebohrtes Space-Shuttle. Lauthals
gibt er paar der unglaublichsten Geschichten aus seinem unerschöpflichen
Fundus zum besten, bei denen Frauen allesamt keine besonders gute Figur
abgeben. Drei Geschichten später hält es Marianne nicht mehr aus, und
es kommt zum erhofften, heftigen Austausch divergierender Meinungen.
Während der Kollege Rinzling und Jenny versuchen, die beiden Kontrahenten
zu beschwichtigen, gießen Frau Bezelmann und ich mit bissigen Bemerkungen
auch noch Öl ins Feuer - Frau Bezelmann aus angeborener Bosheit und
ich, weil ich eigene Ziele verfolge. Eine halbe Stunde später muß
der Hausmeister gezwungenermaßen das Feld räumen, weil der 'Oberste
der Klingonen' per Handy seine Anwesenheit erheischt. Zurück bleibt eine
vor Wut schäumende Marianne, die bitter bedauert, daß sie ihren
Posaunenkasten oben im Büro gelassen hat.
Ich warte, bis sich ihr Puls auf 170 abgesenkt hat, und sage dann
ironisch:
- "Eigentlich bemerkenswert, daß sich ein Macho-Autofahrer wie von
Hellinger nicht entblödet, auf den Frauenparkplätzen zu
parken ..."
"Waaas?!"
"Naja",
- sage ich unschuldig,
- "heute morgen habe ich einen neuen blauen Z4 bei den Frauenparkplätzen
gesehen und gestern ...",
- aber Marianne ist schon unterwegs zu ihrem Büro.
Als am späten Nachmittag die Funkstreife und die Feuerwehr anrückt,
mische ich mich unauffällig unter die Schaulustigen in der Tiefgarage. Der
blaue Z4 der Vizepräsidentin schaut nicht mehr ganz so aus wie im Katalog.
Daß er die Tiefgarage aus eigener Kraft verlassen können wird,
scheint unwahrscheinlich. Die ratlosen Polizisten faseln von einem schweren
Bohrhammer oder einer Dampframme, verstehen aber nicht so ganz, wo der
Täter den Strom hergenommen hat. Offensichtlich haben sie keine Ahnung,
was man mit einem titanverstärkten Posaunenkasten alles anrichten
kann ...
Ich werd's ihnen auch nicht stecken!
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