31.05.2000 | BASTARD MAILING LIST | © Florian Schiel |
Lunch Talk |
Engineering |
Diploma |
Diese Story könnte auch den Titel tragen: "Was Sie schon immer über
Ingenieure wissen wollten", aber Schiel ist gegen Titel mit mehr als zwei
Wörtern, weil die Dateinamen seiner Texte dann so lang werden.
Naja ... Am besten fange ich mit einer Email an, die vorige Woche
raffiniert durch meine Spam-Filter geglitscht ist: Sehr geehrter Herr Leisch! Ich lese seit über einem Jahr Ihre Kolumne und bin daher bestens über die entsetzlichen Verhältnisse an der Universität informiert. Mein Sohn macht demnächst Abitur und möchte - zum Entsetzen seiner Eltern - ein Ingenieursstudium beginnen. Ich habe ihm daraufhin alle Ihre Geschichten zum Lesen gegeben, um ihn von dieser unseligen Idee abzubringen - mit dem Erfolg, daß er jetzt auch noch an Ihrer Universität studieren will! Können Sie mir EINEN vernünftigen Grund nennen, warum ich mir einen Ingenieur als Sohn wünschen sollte?! ... Zuerst wollte ich wie üblich die Löschtaste drücken und weiter 'Babylon 5' schauen, aber zufällig war Marianne gerade in meinem Büro, um mein ZIP-Drive zu 'leihen' (= klauen), und hat mir - neugierig wie sie ist - über die Schulter gekuckt. "Ha!" O-Ton Marianne. "Das würde ich auch gerne mal wissen!" Ausgerechnet Marianne, mit ihrem popeligen Informatikstudium! "Was an einem Ingenieur so besonderes dran sein soll!" Verächtlicher Seitenblick. Und das von Marianne! Wo die doch von Heterosexualität keine Ahnung hat! Jawohl, meine Damen und Herren! Der Ingenieursberuf ist eine hochgradig erotische Angelegenheit! Und weil Marianne sich so aufführt, bin ich sogar bereit, 'Babylon 5' kurz zu unterbrechen und diese These durch ein paar wissenschaftlich fundierte, empirische Beobachtungen zu untermauern! PSEUDOWISSENSCHAFTS-MODE ON
Abgesehen von der erotischen Komponente weiß natürlich jeder, daß Ingenieure noch die folgenden, erstaunlich uniformen Eigenschaften haben: mundfaul wie friesische Torfbauern, langweilig wie 'Wetten daß', unauffällig wie ein Hering im Heringsschwarm und so schlecht gekleidet, daß es schon beinahe wieder auffällt (aber eben nur beinahe!). Und was ist dabei der Vorteil, fragt ihr euch jetzt? Ganz einfach: Ingenieure treten meistens in Horden auf (ganz einfach deshalb, weil außer Ingenieuren niemand mit ihnen ein Bier trinken gehen will!). Wenn ein Ingenieurskandidat nur einen Bruchteil oberhalb des allgemeinen Levels liegt - z.B. hat er schon keine feste Zahnspange mehr - sticht er gegen den Rest der Horde so ab wie ein Paradiesvogel im Nilpferdgehege. Mit anderen Worten: mit einem infinitesimal kleinen Vorteil kann sich der Ingenieur gewaltig ins Rampenlicht setzen. (Daß er davon natürlich nix mitbekommt, macht ihn in den Augen des anderen Geschlechts noch begehrenswerter.) Das Leben mit einem Ingenieur kann niemals langweilig werden. Zum einen sind sie unerhört kreativ (wenn man mal von ihrem äußeren Erscheinungsbild abstrahiert), zum anderen neugieriger als 25 Katzen, wenn es sich um irgend etwas Technisches handelt. Yogi Flop kam eines Tages in deutlich gedrückter Stimmung in den LEERstuhl. Beim Kaffeetrinken nahm Frau Bezelmann (auch sie kann sich manchmal ihres Mutterinstinktes nicht erwehren!) ihn gründlich in die Mangel, und es stellte sich heraus, daß seine Freundin ihn auf die Straße gesetzt hatte. Dabei hatte er lediglich die vier Reifen seines neuen MX 5 abmontiert, in den vierten Stock ins Badezimmer getragen und in der Badewanne abgeduscht, weil sie nach einer kleinen Tour in die Provinz 'so staubig aussahen'. Allerdings muß man hinzufügen, daß das Badezimmer vor der Aktion frisch geputzt, und nach der Aktion neu gekachelt werden mußte (Reifengummi geht verdammt schwer wieder weg!). Der Kollege O. hat schon in den 70iger Jahren, zur Zeit der Ölkrise, eine Energie sparende Vorwäsche erfunden: die schmutzige Wäsche wird in der Dusche, während des normalen täglichen Körperreinigungsvorganges mit den Füßen rhythmisch getreten. Die so grob vorgereinigte Wäsche kann sofort in den Hauptwaschgang der Maschine gegeben werden. Merkwürdigerweise war in Os. Haushalt niemand besonders erbaut von der Methode. Vorige Woche treffe ich im Rechnerraum B auf zwei Hauptdiplomsstudenten, wie sie systematisch einen Streifen nach dem anderen von einer Tesarolle herunterspulen. Als ich frage, was der Scheiß soll, antworten sie ernsthaft, daß auf der Packung zwar die Länge mit 50 Metern angegeben sei, aber wie könne man wissen, ob die Firma einen nicht bescheiße, wenn man es nicht eigenhändig nachgemessen habe. Zu guter letzt muß man noch erwähnen, daß Ingenieursstudenten in gewisser Weise völlig enthemmt sind. Es gibt praktisch nichts, was sie nicht auseinandernehmen. Besonders beobachtet man immer wieder den unzügelbaren Drang, geschlossene Dinge aufzumachen. Natürlich sind einige altmodisch veranlagte Mädchen der Ansicht, daß sich der ideale Liebhaber weniger für die Technik ihres BH-Verschlusses als vielmehr für den Inhalt desselben interessieren sollte. Ich sage dazu nur: besser ein Ingenieursstudent, der den BH aufkriegt, als ein Germanist, der zwar am Inhalt interessiert ist, aber dann an der Technik scheitert! |
Lunch Talk |
Diploma |