B.O.f.H.
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- Ich komme zur Arbeit, aber ich bin nicht ausgeschlafen. Also klemme ich
ein Stück Kupferschiene über die drei Phasen der Hauptversorgung
und werfe den Hebel herum. Als die Hauptsicherungen herauspfeifen, wird es
dunkel und endlich mal wird es still im Rechnerraum.
Es gefällt mir.
Ich schnippe den Hörer von der Gabel und schließe die Vorhänge
vor dem Beobachtungsfenster. Jetzt ist es WIRKLICH dunkel hier drin. Würde
mich nicht wundern, wenn jemand einen Unfall
hätte ...
Ich taste mich in der Dunkelheit zum Eingang und entferne ein paar der
Bodenplatten, die die tiefen Kabelschächte unter dem Rechnerraum abdecken.
Dann rufe ich unsere Service-Firma an und sage, daß der Mini wieder mal
die Hauptsicherung geschossen hat. Dann ersetzte ich die geschossenen
Sicherungen durch ein paar Nägel und schließe die
Versorgungsleitungen gegen Masse kurz. Auf so was kann man nicht hoffen, man
muß es MACHEN! 15 Minuten später erscheint der Techniker und
fliegt in den Kabelschacht. Ich schiebe die Bodenplatten zurück an ihren
Platz, als der System-Manager - ein neuer, schrecklich gründlicher
Typ - hereinkommt und mir sagt, ich solle mich vorsehen. In dieser
Dunkelheit könne jemand leicht einen Unfall
haben ...
Ich nicke und sage ihm, daß wir uns diese Ausfallzeiten eigentlich
nicht leisten können und ob ich nicht einfach die Hauptsicherungen
wieder einschalten soll, in der Hoffnung, daß nicht Ernsthaftes
passiert sei. Nach einiger Meditation über die Negativ-Schlagzeilen, die
wir mit jeder verstreichenden Minute anhäufen, macht er die letzte
Entscheidung seiner steilen, aber kurzen Karriere: Er sagt, ich soll's
versuchen.
Später, nachdem sich der Rauch etwas gelichtet hat, untersuche ich die
brutzelnden Reste unseres Minis. Kein sehr schöner
Anblick ...
- "Komisch, daß die Hauptsicherungen geklemmt haben,
nicht?"
- sage ich zum System-Manager, während er seine persönlichen
Sachen einsammelt.
- "Eine Chance von 1 zu einer Million. Zu dumm, daß Sie jemand
beobachtet und die ganze Geschichte nach comp.misc geposted hat. Nach all der
schlechten Presse können Sie froh sein, wenn Sie einen Job finden, in dem
Sie einen Taschenrechner managen dürfen ..."
- Ich geh' zurück in den Kontrollraum und schalte die restlichen
Sicherungen wieder ein. Der Rechnerraum belebt sich wieder. An der Konsole
steht:
'D.Usbotmbuhpo!G/Tdif-1-m!2::6' - ein letzter Gruss des verschollenen
Technikers aus der Hölle!
Ich logge ein und beginne, User-Email zu löschen. Dabei entdecke ich eine
interessanten sexuellen Antrag unseres Consultants an ein männliches
Mitglied der Schwimm-Mannschaft. Das gibt ein hervorragendes motd ('motiv of
the day'); deshalb kopiere ich es dorthin. Dann ändere ich den root
Account nach 'Winker' und das Passwort nach 'ljkadlkajflkj'. Dem großen
Häuptling sage ich am Telefon, daß ich einen Einbruch vermute. Bis
wir das genauer untersucht haben (ein paar Stunden wird's schon brauchen),
bleiben die anderen Accounts gesperrt. Die Leute werden in der Zwischenzeit die
motd lesen ...
Zumindest einer hat's schon gelesen, denke ich, als wir einen Schuß
aus dem Büro des Consultants hören.
Inzwischen editiere ich die Online-Hilfe und ändere die Nummer der
Hotline - der System Manager wird sich über all die extra Anrufe
freuen; besonders in so einer traurigen Zeit ...
Ein zweiter Schuß, und mir wird klar, daß er heute wohl keine
Anrufe mehr annehmen wird.
Ich blättere den Ausredenkalender um und lege den Hörer auf die
Gabel. "PROBLEME BEI DER STROMVERSORGUNG". Zu realistisch. "STATISCHE
AUFLADUNGEN". Immer noch ein wenig zu realistisch für meinen Geschmack,
aber ich lasse es gelten. Immerhin soll der Kalender noch bis zum Jahresende
reichen.
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