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BASTARD  OPERATOR  FROM  HELL

von Simon Gavaglia   -   frei übersetzt von Florian Schiel
 
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B.O.f.H. 
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Ich komme zur Arbeit, aber ich bin nicht ausgeschlafen. Also klemme ich ein Stück Kupferschiene über die drei Phasen der Hauptversorgung und werfe den Hebel herum. Als die Hauptsicherungen herauspfeifen, wird es dunkel und endlich mal wird es still im Rechnerraum. 
Es gefällt mir. 
Ich schnippe den Hörer von der Gabel und schließe die Vorhänge vor dem Beobachtungsfenster. Jetzt ist es WIRKLICH dunkel hier drin. Würde mich nicht wundern, wenn jemand einen Unfall hätte ... 
Ich taste mich in der Dunkelheit zum Eingang und entferne ein paar der Bodenplatten, die die tiefen Kabelschächte unter dem Rechnerraum abdecken. Dann rufe ich unsere Service-Firma an und sage, daß der Mini wieder mal die Hauptsicherung geschossen hat. Dann ersetzte ich die geschossenen Sicherungen durch ein paar Nägel und schließe die Versorgungsleitungen gegen Masse kurz. Auf so was kann man nicht hoffen, man muß es MACHEN! 15 Minuten später erscheint der Techniker und fliegt in den Kabelschacht. Ich schiebe die Bodenplatten zurück an ihren Platz, als der System-Manager - ein neuer, schrecklich gründlicher Typ - hereinkommt und mir sagt, ich solle mich vorsehen. In dieser Dunkelheit könne jemand leicht einen Unfall haben ... 
Ich nicke und sage ihm, daß wir uns diese Ausfallzeiten eigentlich nicht leisten können und ob ich nicht einfach die Hauptsicherungen wieder einschalten soll, in der Hoffnung, daß nicht Ernsthaftes passiert sei. Nach einiger Meditation über die Negativ-Schlagzeilen, die wir mit jeder verstreichenden Minute anhäufen, macht er die letzte Entscheidung seiner steilen, aber kurzen Karriere: Er sagt, ich soll's versuchen. 
Später, nachdem sich der Rauch etwas gelichtet hat, untersuche ich die brutzelnden Reste unseres Minis. Kein sehr schöner Anblick ... 
"Komisch, daß die Hauptsicherungen geklemmt haben, nicht?" 
sage ich zum System-Manager, während er seine persönlichen Sachen einsammelt. 
"Eine Chance von 1 zu einer Million. Zu dumm, daß Sie jemand beobachtet und die ganze Geschichte nach comp.misc geposted hat. Nach all der schlechten Presse können Sie froh sein, wenn Sie einen Job finden, in dem Sie einen Taschenrechner managen dürfen ..." 
Ich geh' zurück in den Kontrollraum und schalte die restlichen Sicherungen wieder ein. Der Rechnerraum belebt sich wieder. An der Konsole steht: 
'D.Usbotmbuhpo!G/Tdif-1-m!2::6' - ein letzter Gruss des verschollenen Technikers aus der Hölle! 
Ich logge ein und beginne, User-Email zu löschen. Dabei entdecke ich eine interessanten sexuellen Antrag unseres Consultants an ein männliches Mitglied der Schwimm-Mannschaft. Das gibt ein hervorragendes motd ('motiv of the day'); deshalb kopiere ich es dorthin. Dann ändere ich den root Account nach 'Winker' und das Passwort nach 'ljkadlkajflkj'. Dem großen Häuptling sage ich am Telefon, daß ich einen Einbruch vermute. Bis wir das genauer untersucht haben (ein paar Stunden wird's schon brauchen), bleiben die anderen Accounts gesperrt. Die Leute werden in der Zwischenzeit die motd lesen ... 
Zumindest einer hat's schon gelesen, denke ich, als wir einen Schuß aus dem Büro des Consultants hören. 
Inzwischen editiere ich die Online-Hilfe und ändere die Nummer der Hotline - der System Manager wird sich über all die extra Anrufe freuen; besonders in so einer traurigen Zeit ... 
Ein zweiter Schuß, und mir wird klar, daß er heute wohl keine Anrufe mehr annehmen wird. 
Ich blättere den Ausredenkalender um und lege den Hörer auf die Gabel. "PROBLEME BEI DER STROMVERSORGUNG". Zu realistisch. "STATISCHE AUFLADUNGEN". Immer noch ein wenig zu realistisch für meinen Geschmack, aber ich lasse es gelten. Immerhin soll der Kalender noch bis zum Jahresende reichen. 
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