- In unserem Lokalblättchen wird berichtet, daß Herr Udolf
Wammertsberger aus Berg am Laim, als er zu seinem geparkten Wagen
zurückkam, bei diesem die Windschutzscheibe zertrümmert vorgefunden
habe. Zunächst ging die Polizei von einen Akt sinnlosen Vandalierens aus,
später kam jedoch heraus, daß in der Nähe Krähen beobachtet
wurden, die versuchten Walnüsse aufzuknacken, indem sie sie aus
großer Höhe auf harte Gegenstände fallen ließen. Eine
Krähe habe wohl 'aus Versehen' statt einer Walnuß einen Stein
erwischt, schreibt der Journalist vom Dienst gerührt, und ergeht sich
anschließend noch drei, vier Sätze milde begeistert über die
großartige Anpassung dieser intelligenten Vögel.
Manchmal denke ich, daß man schon sehr naiv sein muß, um als
Journalist in dieser Welt zu überleben!
Durch das Fenster kann ich den Raben Nero sehen, wie dieser gerade versucht, das
Segeltuchverdeck des Schneepflugs der Hausmeister in mikroskopisch kleine
Stückchen zu zerlegen. Der Journalist würde jetzt vermutlich irgendwas
von 'gezielter Anpassung im Rahmen des Nestbau-Instinkts'
faseln!
Kopfschüttelnd blättere ich zurück zur Titelseite: Alles voll mit
der Energiekrise, steigende Ölpreise, 2 Milliarden Chinesen wollen ein
Auto, Rußland dreht wieder am Gashahn, usw. usw.
Dabei ist die Lösung so einfach, daß es fast zum Lachen wäre!
Andererseits muß man eben wie ein echter Bastard
denken ...
Wie bitte? Ob ich vielleicht nicht das teuer gewordene Benzin tanken müsse?
Und die Heizkostenabrechnung vom letzten Jahr?
Na, also gut, weil's ihr seid: ich verrate euch mal, wie ein Bastard mit der
Energiekrise umgeht! Im Gegenzug könnt ihr dann ja mal wieder ein paar
Bücher von mir kaufen ...
Also:
Zunächst mal stopfe ich eine mehrfach gefaltete Schreibunterlage aus
Plastik in Frau Bezelmanns Power-Shredder, der daraufhin sofort röchelnd
stehen bleibt. Das somit nachweisbar 'kaputte' Gerät wird
ordnungsgemäß de-inventarisiert und von den Hausmeistern entsorgt.
Gegen Abend hole ich dann den Shredder aus dem Recycling-Container, entferne die
leicht verschmorte Schreibunterlage und nehme das Ding, das wieder wunderbar
funktioniert, mit nach Hause. Auf dem Weg schnappe ich mir auch noch den uralten
Kübelstaubsauger der Putzfrau, den seit der üblen Geschichte mit den
Chef und seinem Schlips niemand mehr verwenden will (einschließlich der
Putzfrau, die für drei Monate in psychologische Behandlung mußte). Zu
Hause entferne ich den Öleinspritzer aus meiner Heizungsanlage und baue aus
dem Power-Shredder und den Gebläse des Kübelstaubsaugers ein
improvisiertes Papierschnitzelwerk, das Papier in winzige Fitzel zerlegt und
diese mit hoher Geschwindigkeit in die Brennkammer pfeift. Dann ersetzte ich
meinen Briefkasten durch eine simple Klappe über einem breiten
Kabelschacht, der direkt hinunter in den Keller zum Power-Shredder
führt.
Letzter Schritt: ich verbringe drei Arbeitstage damit, mich im Internet bei
sämtlichen Versandfirmen selbst als interessierter Kunde zu werben. Dabei
staube ich ganz nebenbei so viele Werbeprämien ab, daß man damit
mühelos drei bis vier Häuser ausstatten könnte. Eine sofort
durchgeführte Ebay-Orgie leitet die Objekte ohne viel Umschweife an die
entsprechenden Suchtbieter weiter, die auch noch Höchstpreise für den
Schrott zahlen.
Die unausweichliche Folge dieser Werbeorgie sind unzählige Kataloge und
Werbesendungen aus aller Welt, die mir die liebe Post täglich frei Haus in
den Powershredder liefert, welcher wiederum völlig kostenlos mein Haus
heizt. Vom Erlös der Ebay-Aktion kann ich zwei Jahre lang mein
Bastard-Mobil tanken, obwohl der alte Kasten 20 Liter
braucht.
Kapiert?
|