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04.01.2006 BASTARD   MAILING   LIST   © Florian Schiel
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Man möchte es nicht glauben, aber unser Netzwerk ist immer noch abhängig von der Deutschen Telekom: die Verbindung zum Hochschulnetz läuft immer noch über gemietete Leitungen! 
Normalerweise ist mir das ja wurscht, aber manchmal ärgert man sich halt doch, daß man nicht die volle Kontrolle hat! 
Andererseits: man muß halt das Beste daraus machen; das schließlich ist es, was einen wirklich guten Bastard Ass(i) ausmacht! 
Punkt 10 Uhr 45 rufe ich bei der Telekom-Hotline (Großkunden-Service) an und beschwere mich wütend, daß es immer wieder zu Aussetzern bei der Datenübertragung von unserem Router ins Hochschulnetz kommt. In Wirklichkeit kommen die Aussetzer natürlich gar nicht von der Leitung sondern von dem modifizierten TCP/IP-Treiber, den ich gestern auf unserem Router installiert habe. Aber das kann der Telekom-Techniker ja nicht wissen. Alles, was er sehen kann, ist, daß es immer wieder zu Verzögerungen beim ping kommt. (Erklärung für Netzwerk-Unbedarfte: 'ping' ist das gängige Kommando, um zu checken, ob eine bestimmter Rechner im Netz zu erreichen ist.) 
Die Hotline verspricht, sofort einen Techniker vorbei zu schicken, und ich starte meine Stoppuhr. Tatsächlich stehen schon 46 Minuten später zwei hechelnde Blaumänner vor meinem Büro, bewaffnet mit einer IT-Ausrüstung, die für ein mittelgroßes Atom-U-Boot reichen würde. Als erstes scheiße ich beide gründlich zusammen, weil sie die garantierte Response-Time von 45 Minuten um 50 Sekunden überschritten haben. Entsprechend eingeschüchtert gehen die beiden Telekom-Techniker ans Werk. Natürlich finden sie nichts, weil der Leitung ja gar nichts fehlt. Gegen halb zwölf geben sie es auf und gehen erstmal zum Mittagessen - genau wie ich es vorausgesehen habe. 
Sobald die beiden außer Sichtweite sind, öffne ich die gut getarnte Inspektionsluke im Damenklo, von wo man mühelos an den Hauptkabelkanal kommt, und durchtrenne mit der Gartenschere des Hausmeisters das Telekomkabel. Natürlich bricht daraufhin die Internetverbindung zum Hochschulnetz vollkommen zusammen, und es dauert keine 50 Sekunden bis die ersten Web-Junkies aufgeregt im Rechnerraum auftauchen. 
"Was ist denn nun schon wieder mit der IN-Verbindung los?" 
ereifert sich der Kollege O. 
"Erst tröpfelt es den ganzen Vormittag nur so dahin, und jetzt geht gar nichts mehr!" 
"Hast Du etwa wieder am Router herumgefummelt?" 
erkundigt sich drohend Marianne bei mir. 
Ich beteuere wahrheitsgemäß, daß ich heute nichts aber auch gar nichts mit dem Router gemacht habe. Schließlich habe ich ihn ja nicht mal angefaßt. 
"Ich hab' auch keine Ahnung, was los ist", 
erkläre ich treuherzig-ratlos. 
"Das Einzige ... vielleicht ..." 
"Ja? Was? Spuck 's aus!" 
"Naja", 
sage ich bedeutungsvoll, 
"seit etwa einer Stunde ist die Telekom im Haus ..." 
Erwartungsgemäß entlädt sich der geballte Ärger der Kollegen sofort gegen die Telekom. Wahrscheinlich deshalb, weil sich große, träge Institutionen nunmal erstklassig als Sündenböcke eignen. Man denke bloß über das ständige Geschimpfe über den Staat, den CIA oder noch schlimmer: über die Uni-Verwaltung. 
"Das ist ja wieder mal typisch!" 
kocht Marianne über. 
"Wo stecken die Burschen denn überhaupt?!" 
Als ich der erhitzten Volksseele erkläre, die Herren seien beim Mittagessen, kennt die kollektive Empörung der Kollegen keine Grenzen mehr. 
"Eine Frechheit, so was!" 
"Null Ahnung von Kundenservice!" 
"Na, die werden was zu hören bekommen, wenn sie zurückkommen!" 
verspricht der Kollege O., und Marianne macht sich vorsorglich schon mal auf die Suche nach ihrem Titan-Posaunenkasten. 
Ich mache mich unauffällig aus dem Staube, schicke schnell noch eine lapidare Email an alle Mitarbeiter und Studenten, daß in der nächsten Zeit nicht mit einer Wiederaufnahme des Internetbetriebs zu rechnen sei, und trete meinen lange geplanten Urlaub auf Teneriffa an. 
Und was lernen wir aus dieser Episode? Das Wichtigste ist, daß man immer einen geeigneten Sündenbock bereit hält. Dann kann man sich fast alles leisten. Unsere Politiker, die wissen das übrigens schon seit fünftausend Jahren ...
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