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05.03.2002 BASTARD   MAILING   LIST   © Florian Schiel
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Sado Maso System II
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WARNUNG
Die folgende Kolumne des BAfH enthält pädagogisch wertvolle Hinweise und Anregungen zum wissenschaftlichen Arbeiten. Alle Bastard-Fans, die sich geschworen haben, nach ihrem entgültigen Rausschmiß aus der Uni/Schule/Bundeswehr/Berufsschule/Kindergarten nie, nie, nie wieder etwas lernen zu wollen, sollten JETZT SOFORT aufhören weiterzulesen.
Der durchschnittliche Brockhaus definiert 'Statistik' als "... methodische Hilfswissenschaft zur zahlenmäßigen Untersuchung von Massenerscheinungen ..." 
Der durchschnittliche HochschulLEERER definiert 'Statistik' als "... das lästige Fach, das einer übernehmen muß, obwohl er Besseres zu tun hätte, und das man eigentlich den GymnasialLEERERN überlassen sollte." 
Der durchschnittliche Student definiert 'Statistik' entweder als "das kleinere von zwei Übeln", wenn er vor die Wahl gestellt wird: Latinum oder Statistik, oder als "das Fach in dem man lernt, sich Streichhölzer unter die Augenlider zu klemmen." 
Ich definiere 'Statistik' als "ein bequemes Mittel, die hohen Studentenzahlen zu reduzieren.", aber leider hat der Fakultätsrat beschlossen, mir bis auf Weiteres die LEERbefugnis für Statistik zu entziehen. (Ich hätte vielleicht nicht gleich dreimal hintereinander eine Durchfallquote von 99% anstreben sollen; Perfektionismus zahlt sich langfristig nicht aus!) 
Der größte Witz an der Statistik ist natürlich, daß alles, was in den Büchern und Skripten steht, völliger Bullshit ist. Das erfährt im Prinzip jeder, der mal ernsthaft versucht, ein wissenschaftliches Experiment nach allen Regeln der Kunst auszuwerten. Aber zu diesem Zeitpunkt sind die 'Wissenschaftler' dann schon so verblendet von der Gehirnwäsche 'Grundlagen der Statistik I und II', daß sie es gar nicht mehr mitkriegen: Die einfache Tatsache nämlich, daß jedermann (und jedefrau) natürlich unterbewußt versucht, bei der statistischen Auswertung genau das Ergebnis zu erzielen, das er (sie) ursprünglich als Hypothese aufgestellt hatte. Und das beeinflußt logischerweise die Wahl der Mittel und somit auch das Ergebnis (jeder Politiker weiß das übrigens; sonst kann er heute nicht mehr lange überleben!). 
Aber ganz abgesehen davon, daß wir uns ständig selbst über die Wahrheit der Welt betrügen (ist ja nix Neues; steht in jeder ordentlichen Einführung in die Philosophie), kommt noch die Leisch'sche Unsicherheits-Relation hinzu: Statistische Verteilungen kommen immer so zu liegen, daß es für den Beobachter am ungünstigsten ausgeht. Wobei das Gesetz gilt: je mehr ein Beobachter ein bestimmtes Ereignis herbeiwünscht, desto unwahrscheinlicher wird es (nur so überleben übrigens Casinos und die staatliche Klassenlotterie). 
... hat übrigens 1987 geschrieben, daß die Leisch'sche Unsicherheits-Relation nichts anderes sei als die Grundlage von 'Murphy's Law' in allen seinen Ausprägungen. Da kann man nur zustimmen! 
Die meisten Leser lehnen sich jetzt behaglich zurück und denken: "Jaja, der Leisch! Er faselt mal wieder! Wird eben auch langsam alt, der BAfH! Leisch'sche Unsicherheit-Relation! Prokofietzki! Hah!" 
Dabei ist total easy zu beweisen, daß ich (wie immer!) recht habe: Ich schreibe ein kleines Skript, das jede Minute an einer zufällig ausgesuchten Stelle im Hauptspeicher ein Bit vertauscht. Dann lade ich das Skript auf eine beliebige Workstation, die ich per WebCam gut im Auge behalten kann, und an der gerade ein Diplomand arbeitet, und starte das Skript. (Nebenbei bemerkt ist es immer von Vorteil, seine Experimente so zu gestalten, daß der Experimentator (also ich) nicht vor Langeweile einschläft. Man sollte also bei jedem Experiment den Spannungs- und Unterhaltungswert (SUW) nicht vernachlässigen.) 
Während wir also gespannt warten, was passiert, können wir uns kurz überlegen, was die LEER-Statistik zu diesem Experiment voraussagt. Rein statistisch gesehen dürfte eigentlich gar nix passieren, weil der meiste Kram im Hauptspeicher sowie redundant ist (hauptsächlich ge-cachte pornographische Bilddateien!). Wenn aber doch etwas passiert, so ist laut Statistik die wahrscheinlichste Reaktion ein Absturz eines Programms oder als zweit-wahrscheinlichste Möglichkeit ein kompletter Systemabsturz. 
Noch arbeitet die ahnungslose VP ('Versuchsperson') an ihrer Abschlußarbeit (für die es im übrigen kein Backup gibt, weil der Backup-Roboter gestern Abend einen kleinen 'Unfall' hatte!). Die Spannung steigt! Genau bei Versuchszeit 7 Minuten, 46.89786 Sekunden stutzt die VP und die Pupillen weiten sich um 15%. 
"W ...?" 
Es folgen 867 Millisekunden der absoluten Ruhe (der sog. Verblüffungs-Delay, wenn das Gehirn von Routine-Aufgaben umschaltet in den Emergency-Modus und die beiden Großhirnrinden booten!). "Das is' doch ... also so etwas ... ich glaub', mich tritt ein Pferd ..." Dann folgt plötzlich eine Reihe von hektischen HID-Aktionen (sprich Mausbewegungen). Auf dem VNC-Monitor sehe ich, daß sich der Mauszeiger immer genau in die entgegengesetzte Richtung bewegt als die VP die Maus schiebt. Schließlich geht die VP in den Zustand ROTFL über, und ich beende das Experiment ordentlich, indem ich den Rechner abschiesse. 
Was ist passiert? Meine Theorie wurde (zumindest im Einzelfall) bestätigt. Anstatt abzustürzen wurde offensichtlich ausgerechnet im Maustreiber ausgerechnet das Bit vertauscht, welches in irgendeiner Multiplikation ausgerechnet das Vorzeichen der Mauszeigerbewegung umdreht! Laut LEER-Statistik ist die Chance, daß so etwas innerhalb der Versuchszeit passiert, ca. 256000000 mal unwahrscheinlicher als, daß der Rechner abschmiert! 
Kann natürlich nur ein statistischer Ausreißer sein. Trotzdem wette ich, daß auch bei einer Reihenuntersuchung ständig solche idiotischen Effekte zu beobachten sind! 
Um meine Theorie zu erhärten, habe ich schon vor geraumer Zeit genau solche Massenuntersuchungen begonnen. Da ich logischerweise nicht jede VP einzeln beobachten kann und außerdem am LEERstuhl nicht genügend Diplomanden vorhanden sind, habe ich das Experiment in das Rechnernetz des Bundesfinanzministeriums verlegt und mich in der Auswertung darauf beschränkt, die einschlägige Tagespresse zu verfolgen. 
Im Bundesfinanzministerium befindet sich ein moderat modernes Rechnernetzchen mit ca. 900 Rechnern (Windoofs) hinter einer hoffnungslos veralteten Firewall. Mit anderen Worten: ideale Voraussetzungen für statistische Experimente! Auf allen Workstations läuft jetzt dort seit sechs Monaten mein kleines Skript, das langsam aber stetig Bits vertauscht. 
Laut LEERstatistik würde man jetzt erwarten, daß in der Presse von massenhaften Systemabstürzen, vielleicht so gar bis hin zum zeitweisen Totalausfall des Netzes die Rede ist. Aber ... nichts davon! Gar nix! Statt dessen lese ich letzte Woche im SPIEGEL, daß die Mitarbeiter des Finanzministers gravierende Fehlkalkulationen bei der Bestimmung des neuen Haushalts und des alten Haushalts (und vermutlich aller Haushalte davor auch noch) einräumen müssen, und überhaupt könne man sich eigentlich auf gar nichts mehr verlassen, was an Zahlen aus dem Ministerium herauskomme. 
Quod erat demonstrandum! 
PS: Ich liebe übrigens Wörter wie 'ge-cachte'! Ein Albtraum für jeden Philologen ...
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