02.09.1999 | BASTARD MAILING LIST | © Florian Schiel |
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"Ich ... du ... das ...", japst sie, aber da kracht es auch schon gewaltig am Ende des Flures, fast so wie damals, als irgend ein Unbekannter (!) die Lenkung am Traktor der Hausmeister festgeklemmt hatte, und der erste Hilfshausmeister mit 30 Sachen durch die Fensterscheibe der theologischen Bibliothek gerast war. Anscheinend hat Rex infolge seines typischen Linksdralles - das war die Sache mit dem 380-Volt-Kabel; ihr erinnert euch! - die Kurve vor dem Sekretariat nicht mehr geschafft und ist voll in Frau Bezelmanns Kakteensammlung unter dem Flurfenster geschlittert. Doro natürlich immer hinterdrein. Während Rex, der jetzt mehr wie ein überdimensionales Stachelschwein aussieht, mit Doro und Jenny auf den Fersen weitersprintet, reißt Frau Bezelmann wütend ihre Bürotüre auf, um festzustellen, wer für diesen infernalischen Lärm vor ihrem Büro verantwortlich ist. Drei bis zum Platzen mit konzentrierten Tensiden und Rasierschaum gefüllte Luftballone lösen sich aus ihrer Aufhängung, die auf sinnreiche Weise mit Frau Bezelmanns Türe gekoppelt war, und schweben sanft auf sie herunter. Frau Bezelmann holt gerade tief Luft, um einen ihrer schwefelsäuregesättigten Kommentare loszulassen, als einer der Ballone in dramatischen Kontakt mit einer Haarnadel in ihren Dutt kommt. Es gibt ein Geräusch, das am besten mit "WaaaooouuuppSwosch!" wiedergegeben werden kann, und Frau Bezelmann verwandelt sich schlagartig in ein wandelndes Sahnehäubchen. Der Chef, aus seinem Mittagsschläfchen in der Bibliothek aufgeschreckt, gerät mitten in einen Knallerbsenteppich, den jemand sorgfältig vor der Bibliothek ausgebreitet hat. Vor Schreck hält er sich an Frau Bezelmanns Power-Shredder fest, bei dem wohl aus Versehen (!) der Motor falsch herum angeschlossen ist. Der Power-Shredder reagiert mit einem sehr plötzlichen Auswurf seines gesamten Papierfitzelvorats und gibt dem überraschten Chef in Null-Komma-Nix das Aussehen eines etwas lametta-überladenen Weihnachtsbaums. Der Kollege O. erscheint - wie immer mit einem Reizwäschekatalog in der Hand - auf der Bildfläche und tritt ausgerechnet auf einen der beiden unversehrten Ballone, die noch durch den Gang kullern: "WaaaooouuuppSwosch!" Der Flur verwandelt sich in einen erstklassigen Schaumteppich, auf den die Hausfeuerwehr stolz sein könnte. Unglücklicherweise hat Kollege Rinzling, der wieder einmal an einem seiner eingebildeten Gichtanfälle leidet, versäumt, seinen Krückstock mit einem TÜV-geprüften Anti-Rutsch-Gummikopf zu versehen. Weswegen er beim Verlassen seiner keimfreien Enklave sofort auf dem Schaumteppich vor seinem Büro ausrutscht und mit Armen und Krücken rudernd in den letzten Ballon hineinschlittert. Auch Marianne, die nicht mehr rechtzeitig ausweichen kann, wird mit in die Tiefe gerissen. Der LEERstuhl bietet in zunehmenden Maße das Bild einer ausgelassenen Schaumparty. Einen ähnlich Eindruck hat wohl auch der Dekan, der gerade zufällig am Ende des Flures mit einer Delegation Hongkong-Chinesen vorbeikommt. Geistesgegenwärtig lenkt er seine Gäste weiter in Richtung evangelischer Theologie, obwohl die sicher lieber zuschauen würden, wie Marianne mit verbissenen Schwimmbewegungen versucht, auf dem rutschigen Schaumteppich an meine Hosenbeine heranzukommen. Die eskalierende Dynamik der Situation läßt es mir angeraten erscheinen, vorerst von der unmittelbaren Bildfläche zu verschwinden. Ich schnappe mir meine neue kombinierte Dart-Gun mit integriertem Super-Soaker - die mit dem extragroßen 2-Liter-Magazin - und schieße mir rücksichtslos den Weg bis zum Ausgang frei. Im sicheren Hafen der Cafete beschließe ich, erstmal abzuwarten, bis alle kapiert haben, daß es sich doch wirklich nur um ganz harmlose Lausbubenstreiche gehandelt hatte. Was kann ich dafür, wenn an diesem LEERstuhl immer alles überdramatisiert wird? |
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