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BASTARD  OPERATOR  FROM  HELL

von Simon Gavaglia   -   frei übersetzt von Florian Schiel
 
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B.O.f.H. 
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Ich fahre zur Arbeit und klebe hinter diesem alten Trottel, der klassische SLOW DRIVER FROM HELL. Sein Tacho hat bei 20 die rote Linie und kommt ins Schlingern, wenn er die Kurven mit mehr als 5 nimmt. Ich verbrauche ein halbes Kilowatt in meiner Hupe, aber sein Hörgerät ist anscheinend auf Flüstern eingestellt. Keine Chance, vorbeizukommen! 
Ich memoriere sein Kennzeichen. Genau genommen tue ich das seit fünfzehneinhalb Minuten sechzigmal in der Minute. Mannomannomann ... 
Ich denke, da ist wieder mal ein Anruf in Flensburg fällig. Vielleicht könnte man auch den Wagen als gestohlen registrieren. Gestohlen von Waffenhändlern aus den vorderen Orient. Gefährlich ... 
Endlich in der Arbeit blättere ich als erstes den Ausredenkalender um. "ELEKTROMAGNETISCHE STÖRSTRAHLUNG VON FUNKTIONSUNTÜCHTIGEM SATELLITEN". 
Klingt gut; vielleicht wird es doch noch ein netter Tag. 
Ich logge mich als "FUCKYOU" ein (der Kummerkasten-Account für die Benutzer) und rufe die mail auf. Drei Nachrichten sind drin. Die erste hat 117 Zeilen, eine Plaudertasche offensichtlich. Sch .... ich hasse das! Anstatt einfach zu sagen: "Der und der Account braucht mehr Speicherplatz" fangen sie an zu erzählen über was für einen Mist sie für welchen idiotischen Dozenten zu forschen haben und daß es schon gestern hätte fertig sein sollen und daß sie's auch geschafft hätten, aber dann hatte die Kusine dritten Grades plötzlich einen Magendurchbruch und einen riesigen Blutverlust und mußte ins Krankenhaus gebracht werden ... usw usw. Ich lösche die Mail unbesehen. 
Die zweite Mail stammt offensichtlich von jemandem, der nicht mit dem Mailprogramm umgehen kann. Da ist nur der Header, aber keine Nachricht. Ich antworte mit direktem Reply: "Keine Sorge wir kümmern uns darum am nächsten Dienstag." 
Hoffentlich war's was Wichtiges! 
Die dritte Mail hebe ich mir für morgen auf. Samstag wäre ein gar zu langweiliger Tag - sollte ich jemals am Samstag arbeiten müssen! Das Telephon klingelt. Ich dachte, das hätte ich 'repariert'! 
Ich klemme mir den Hörer unters Kinn, damit ich gleichzeitig die Pizza in die Mikrowelle schieben kann. 
"Ja?" rufe ich hektisch. 
"Irgendetwas stimmt nicht mit meiner Bootdisk. Ich kann den Server nicht erreichen." 
"Haben Sie das Laufwerk dabei?" 
"Klar!" 
Ich hole mir die Disk und stecke sie zusammen mit der Pizza in die Mikrowelle. Fünf Minuten ULTRA-NUKE! 
Sechs Minuten später ruft er wieder an. 
"Es funktioniert immer noch nicht, aber jetzt höre ich auch noch komische Geräusche aus dem Laufwerk und es riecht irgendwie angebrannt." 
Angebrannt? Ich untersuche den Boden meiner Pizza. Naaah, nix angebrannt. Dem Jungen geht nur die Phantasie durch! 
"Oh, Sch ...." sage ich, "das sind wieder diese Störstrahlungen von ausgemusterten Satelliten." 
"Tatsächlich? Davon hab' ich auch schon gehört ..." 
"Wow!" 
"Aha! Tja, ich schätze, Sie müssen sich 'ne neue Bootdisk zulegen ..." 
"Oh." 
"Naja, macht auch nix. Die alte hätte es sowieso nicht mehr lange gemacht. Danke." 
"Keine Ursache. Und denken Sie immer daran, den Virenchecker FDISK ab und zu laufen zu lassen, wenn Sie wichtige Daten auf Ihrer Disk haben ..." 
"Werd' ich machen. Danke!" 
"Alles klar - ist nur mein Job!" 
Racing läuft viel zu langsam für einen erfahrenen Spieler; also kille ich eben mal alle Database Prozesse, die sich den Löwenanteil an CPU holen und gebe Racing Priorität -10. Besser, viel besser. 
Verdammt hart, so an der vordersten Front: Immer nur Arbeit, Arbeit, Arbeit ... 
Ich gönne mir einen schnellen 2-Stunden-Snack in der Cafeteria. In der Cafeteria sind immer alle ganz reizend zu mir. Zumindest seit es mal diesen dummen Computerfehler gegeben hat, der ihre Küche als Organ-Aufnahme-Station registrierte - ziemlich lästig! Ich schnappe mir noch ein paar Cokes und Crackers und mach' mich auf den Rückweg, diesmal durch die Anfänger-Labs. Informatik, erstes Semester. Ich schaue durch das Guckloch an der Tür: Ein ganzer Hörsaal voller Frischlinge ohne Dozenten. Das kann nicht angehen! Ich stoße energisch die Schwingtüre auf und marschiere zur Tafel. 
"Es geht los, Herrschaften! Ich darf um Ruhe bitten. Sie dahinten, ja Sie, Sie sorgen dafür, daß uns niemand stört. Blockieren Sie einfach den Eingang. Wer zu spät kommt, soll sich das für's nächste Mal merken. Also, ich bin ihre Vertretung heute und wir wollen jetzt mal den üblichen Kram, den Sie sonst machen, beiseite lassen und uns über ein paar fundamentale Befehle aus der Praxis unterhalten. Wir beginnen mit einer der wichtigsten Funktionen überhaupt dem REMARK-Befehl oder wie er allen Kenner bekannt ist 'rm *' ..." 
Ich hätte vielleicht doch besser Professor werden sollen - ich hab' den richtigen Draht zu den jungen Leuten, wissen Sie ... 
Grundverhaltensregeln für Dekane: 
(1). VERSTECKEN! 
(2). Wenn sie dich finden LÜGEN!! 
Father Damian C. Fandal 
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