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  BASTARD   ASS ( I )   FROM   HELL von Florian Schiel
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TEIL 39
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B.A.f.H.

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Böööh!! Bööööh!!

Mein PAD (Professoren-Annäherungs-Detektor) schlägt an. Das ist schon das fünfte Mal heute! Normalerweise rennt der Chef nicht andauernd an meinem Büro vorbei. Es muß sich um jemand anderen handeln. 
Ich schaue auf den Gang hinaus und sehe gerade noch den breiten Rücken unseres Dekans im Geschäftszimmer verschwinden.

Wenn die Häuptlinge sich persönlich beim Chef zum Kriegsrat versammeln, ist irgendetwas im Busche. Ich versuche, Mikrophon und Soundblasterkarte im Rechner des Chefs zu aktivieren. Aber leider hat er den Rechner wieder einmal ausgeschaltet.

Das Geräusch störe ihn, sagt der Chef immer entschuldigend, wenn ich ihn darauf hinweise, daß sein Rechner schon wieder nicht am Netz ist. 
"Dann bekommen Sie aber keine email", sage ich dann, "und außerdem wird der Rechner nicht ge-backuped." 
"Schön ... ähm ... äh ... ich wollte sagen: Schade ... hmm ..." 
Und dabei bleibt es dann. Im Grunde habe ich den Verdacht, daß der Chef sowieso keine email beantworten will und deshalb den Rechner, sobald ich den Raum verlassen habe, wieder ausschaltet. Für mich ist das äußerst ärgerlich, weil dadurch das Zimmer des Chefs der einzige Raum am LEERstuhl ist, der praktisch abhörsicher ist.

Es klopft und Frau Bezelmann streckt ihren Kopf herein: "Sie werden vom Chef verlangt", sagt sie genüßlich.

ALARMSTUFE GELB!

"Nur vom Chef?" frage ich vorsichtig. 
Frau Bezelmann zieht ihre Mundwinkel nach unten. Ihre Augengläser blitzen gefährlich: "Der Dekan und der halbe Fachbereichsrat sind auch da", erklärt sie bedeutungsvoll.

Auf dem Weg zum Geschäftszimmer gehe ich blitzschnell die Ereignisse der letzten Monate durch. Der abgeschleppte Wagen des Kanzlers? Die überflutete Tiefgarage? Die Explosion in Labor 3? Der Schneepflug der Hausmeister? Oder hat die RKfH etwa eine Dienstaufsichtsbeschwerde gegen mich angestrengt?

Kinkerlitzchen! Ich meine, immerhin hatten wir schon seit über einem Jahr keine Todesfälle mehr an unserem LEERstuhl ...

Apropos! Vielleicht hat es ja tatsächlich etwas mit dem UPS- Lieferanten zu tun, der vor zwei Jahren in den zufällig nicht abgedeckten Hauptkabelschacht gefallen ist ...

Vor der Türe zum Chefzimmer mobilisiere ich kurz meine Abwehrkräfte, dann klopfe ich und öffne die Türe.

"Ah ... ja ... ähm ... da ist ja ... äh ... da kommt ja endlich ... hmm ... der Mann, auf den wir ... hmm ... kommen Sie ... äh ... kommen Sie nur herein ... Setzen Sie sich ..."

Der Dekan, drei Professoren vom Fachbereich und natürlich der Chef sitzen auf Polstermöbeln hinter halbleeren Kaffeetassen und grinsen mir freundlich entgegen. Ein wahrhaft erschreckender Anblick! 
Außerdem sitzt da noch eine nicht mehr ganz junge Dame mit strengen Gesichtszügen steif auf der Sofakante und betrachtet mich mit dem uninteressierten Blick eines gerade gefütterten Tigers.

"Die ... äh ... Herren Kollegen kennen Sie ja ... ähm ... Leisch. Und das hier ist ... äh ... Professor Icewater aus San Francisco, die Sie gerne ... hmm .... kennenlernen möchte ..." 
Mrs. Icewater neigt den Kopf mit dem grauen Haarknoten ganz leicht in meine Richtung. 
Ich durchforste fieberhaft mein Gedächtnis, aber ich kann mich beim besten Willen nicht mehr erinnern, ob der Name Icewater in letzter Zeit in der Mail vom Chef aufgetaucht ist.

Unser Dekan, Professor Steinbrecher, lehnt sich in den ächzenden Sessel zurück und ergreift gewichtig das Wort: 
"Professor Icewater hat kürzlich einen Lehrstuhl der University of California übernommen und, nun ja, nach ihrer eigenen Schilderung geht es dort ziemlich drunter und drüber. Hacker, unsichere Systeme, ein offenes Computernetz, Viren, Plattenabstürze - Sie verstehen?"

Ich beteuere mit dem Brustton des guten Gewissens, daß ich damit absolut nichts zu tun habe. Und weil es ausnahmweise sogar stimmt, klingt es richtig überzeugend. 
Die Professoren schmunzeln.

Sind Sie schon mal fünf schmunzelnden Professoren gegenüber gesessen? Ich schalte auf ALARMSTUFE ROT!

"Aber natürlich nicht", fährt Professor Felsklauber von der virtuellen Fluidthermodynamik fort. "Professor Icewater ist hier, weil sie von unserem hervorragend organisierten Rechnernetz hier gehört hat. Sie möchte Sie gerne - vorausgesetzt natürlich, daß Sie einverstanden sind - für einige Zeit als Berater mit nach San Francisco nehmen. Was halten Sie davon?"

Ich starre in sechs erwartungsvollen Professorengesichter. 
"Volles Auslandstagegeld und freie Dienstwohnung?" 
Die Professoren schauen Mrs. Icewater an. Diese nickt. 
"Ok", sage ich. 
Der Chef atmet erleichtert auf ...

Und damit endet das Buch "Bastard Ass(istant) from Hell" (oder "Das Jahr des Bastards" oder "Bastard Assistent" oder wie auch immer der Verlag sich letztendlich entscheiden wird, das Machwerk zu taufen!). 
Verpassen Sie nicht den zweiten Band "Bastard Ass(istant) goes Overseas" - demnächst auf dieser Liste!

 
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