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02.08.2006 BASTARD   MAILING   LIST   © Florian Schiel
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Telekomiker weiter 
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Das Rechner-Benutzer-Betreuungs-Referat (RBBR) hat mich per Einschreiben darüber informiert, daß die von mir benutzte 6-MBit-Wald-und-Wiesen-DSL-Verbindung nicht den aktuellen Richtlinien der Universität entspricht. Die Benachrichtigung erfolgte in Form eines Ultimatums, weil ich natürlich auf alle bisherigen Benachrichtigungen (134) überhaupt nicht reagiert habe: 
Wenn ich nicht bis spätestens Ende nächster Woche einen den Richtlinien konformen DSL-Anschluß von der T-COM beantragen würde, könnte ich schauen, wo ich meine bisherigen Gebühren erstattet bekäme. Von Ihnen jedenfalls nicht! 
Ich beiße also in den sauren Apfel und bestelle einen uni-konformen DSL-Anschluß mit lahmen 2 MBit. Ganz entgegen meiner Erwartungen steht schon am nächsten Tag ein Techniker vor meiner Türe, um den Splitter und das DSL-Modem zu installieren. Höflich mache ich ihn darauf aufmerksam, daß ich bereits ein voll funktionstüchtiges System am Laufen habe und daß er eigentlich bloß in der Vermittlungs-Software den Eintrag ändern müsse. 
Der Techniker schaut mich an, als hätte ich ihm gesagt, daß ich meine Datenpakete noch per Dampfrohrpost schicken würde, und erklärt mir langsam und umständlich, daß 'Splitter und DSL-Modem im Paketpreis der Uni München inbegriffen' seien, und er sie deshalb auch installieren müsse. 
Eine halbe Stunde später zieren drei weitere Plastikkästchen die Wand in meinem Flur, was zum Glück nicht weiter auffällt, weil ich dort sowieso nur die alten Rechnerkartonagen zu stapeln pflege. Beim Verabschieden sagt der Techniker ganz beiläufig, daß jetzt eigentlich(!) schon alles funktioniere und daß ich im Falle eines Falles die Hotline 08003301000 anrufen solle. 
Kaum ist er weg, koche ich mir vier Liter starken Kaffee, besorge mir vom Türken nebenan einen Stapel Döner, rücke meinen bequemsten Sessel zum Telefon, Decke, Kopfkissen und Fernbedienung in Reichweite, greife zum Telefon (das zum Glück noch funktioniert!) und wähle die Nummer der Hotline. Nachdem ich mich durch die üblichen Blechtrotteldialoge gewühlt habe, und zehn Minuten der neuesten Telekomiker-Musac (von 1994) genießen durfte, meldet sich tatsächlich ein menschliches Wesen. Zumindest klingt es so, heutzutage weiß man ja nie ... 
"Mein neuer DSL-Anschluß funktioniert nicht", 
erkläre ich lapidar. 
"Ja ... da sind Sie hier aber ganz falsch ... wir sind hier die Hotline der T-Online. Sie brauchen die Service-Hotline. Das ist die 08003302425. Moment, ich verbinde Sie mal ..." 
Es klickt mehrmals, dann kommt das Besetztzeichen. 
Ich wähle die neue Nummer. Blechtrottel, Musac, dann: 
"T-COM Service-Hotline. Meine Name ist #=ß%*+#*. Wie kann ich Ihnen helfen?" 
"Mein neuer DSL-Anschluß funktioniert nicht." 
"Ja, gut. Geben Sie mir doch bitte Ihre Kundennummer." 
"Die habe ich nicht." 
"Die steht rechts oben auf Ihrer Fernmelderechnung." 
Ich erkläre der Dame, daß meine Rechnungen in der Buchhaltung der Uni landen und ich sie zum Glück nie zu Gesicht bekommen werde. 
"Ach? Sind Sie gar kein Privatkunde?" 
"Nein." 
"Dann sind Sie hier sowieso ganz falsch. Sie müssen die Service-Nummer der Großkunden wählen. Das ist die 080033005400. Moment, ich verbinde Sie mal kurz ..." 
Mehrfaches Klicken, Musac, dann: Besetztzeichen. 
Ich wähle unverdrossen die Nummer der Großkunden. Blechtrottel, Musac, Stimme: 
"T-COM Service-Hotline. Meine Name ist #=ß%*+#*. Wie kann ich Ihnen helfen?" 
"Mein neuer DSL-Anschluß funktioniert nicht." 
"Geben Sie mir doch bitte Ihre Telefonnummer." 
"Die habe ich doch gerade erst Ihrem Blechtrottel gegeben!" 
"Wie bitte?" 
"Ich habe sie gerade erst eingetippt", 
erkläre ich geduldig. 
"Na, so was! Ist da ein automatischer Dialog vorgeschaltet? Welche Nummer haben Sie denn gewählt?" 
Ich sage es ihr. 
"Aber das ist ja die Nummer für die Mittelstandskunden!" 
wundert sich die Stimme. 
"Ich sehe jedenfalls Ihre Nummer hier nicht. Geben Sie sie mir doch bitte noch einmal." 
Ich tue es, und sie fragt ungläubig: 
"Sie sind Frau Franziska Büttner?" 
"Nicht daß ich wüßte", 
sage ich, 
"ich denke, da müßte eher irgendwas von Universität München drinstehen." 
Was ich denke, beeindruckt die Stimme überhaupt nicht: 
"Unter dieser Nummer ist hier ein Privatkunde eingetragen", 
erklärt sie kategorisch, 
"Sie müssen sich bei der Privatkunden-Service-Nummer melden. Das ist die 01805252033. Moment, ich verbinde Sie mal eben ..." 
Diesmal lege ich gleich auf und wähle die neue Nummer. Blechtrottel, so viel Musac, daß es für einen ganzen Döner reicht, dann eine neue Stimme: 
"T-COM Service-Hotline. Meine Name ist #=ß%*+#*. Wie kann ich Ihnen helfen?" 
"Mein neuer DSL-Anschluß funktioniert nicht." 
"Sind Sie Frau Büttner aus Gelting?" 
fragt er. 
"Ja", 
lüge ich, um die Sache etwas zu beschleunigen, 
"ich bin nur stark erkältet ..." 
"Aha. Und Ihr DSL funktioniert nicht, sagen Sie?" 
"Ja ..." 
"Und der wurde neu eingerichtet? Dann liegt es bestimmt an der Leitung. Haben Sie schon mit der Störungsstelle gesprochen?" 
"Nein, aber ich hatte doch schon ..." 
"Das wäre die 01805345345. Ich verbinde Sie ..." 
Diesmal kein Klicken, sondern sofort Musac. Als sich nach 20 Minuten immer noch nichts rührt, lege ich auf und wähle die Nummer der Störungsstelle. Blechtrottel, Musac, dann: 
"Telekom Störungsstelle. Mein Name ist #=ß%*+#*." 
"Mein neuer DSL-Anschluß funktioniert nicht." 
"Aha. Haben Sie Ihre Fernmeldekontonummer da?" 
"Nein." 
"Macht nichts. Geben Sie mir einfach Ihre Telefonnummer." 
Ich mache den Mund auf, um zu sagen, daß ich die gerade dem Blechtrottel ..., aber dann lasse ich es lieber und gebe ihm die Nummer. 
"Ich bin stark erkältet, deshalb klingt meine Stimme so komisch", 
füge ich sicherheitshalber hinzu. 
"Wie bitte?" 
fragt er verblüfft. 
"Was steht denn da in Ihrem Computer" 
frage ich vorsichtig zurück. 
"Ja, hmm, da steht komischerweise gar kein DSL-Anschluß drin", 
sagt er. 
Ich versichere, daß der Techniker gerade erst da war und den Anschluß vor meinen Augen installiert hat. 
"Ach so, dann ist die Datenbank wahrscheinlich noch nicht aktuell. Was geht denn an dem Anschluß nicht?" 
"Ich weiß es noch nicht", 
sage ich. 
"Wie ... wieso wissen Sie das nicht? Was gibt es denn für ein Problem?" 
"Keine Ahnung, aber nach Murphy wird irgendetwas bestimmt nicht funktionieren! Das ist ein Naturgesetz", 
erkläre ich. 
Verblüfftes Schweigen. 
"Sie meinen, Sie rufen hier an, weil Sie einen Fehler melden wollen, den Sie noch gar nicht kennen!?" 
"Genau!" 
"Aber ... aber Ihr DSL-Anschluß könnte doch auch funktionieren!" 
"Bestimmt tut er das nicht!" 
"Woher wollen Sie das so sicher wissen!!" 
"Bis ich bei Ihnen gelandet bin, wurde ich durch ... Moment ... sechs verschiedene Hotlines der T-Com ge-routet. Das sagt doch eigentlich alles!" 
Am liebsten würde er jetzt losbrüllen, aber er kann sich gerade noch zurückhalten. Schließlich sitzt er ja nicht alleine da in dem Call-Center. Mit mühsam beherrschter Stimme sagt er: 
"Ok, was schlagen Sie also vor, was wir jetzt machen - nachdem Sie endlich bei mir gelandet sind?" 
"Sie geben mir Schritt für Schritt an, was ich machen muß, um den DSL einzurichten. Und ich sage Ihnen genau, ab wo es nicht funktioniert. Auf diese Weise vermeiden wir die endlosen Diskussionen darüber, was ich angeblich alles falsch gemacht habe." 
"Ähm ... ok. Haben Sie Ihren Computer schon an das DSL-Modem angeschlossen? Nein? Dann machen Sie das jetzt." 
Ich schließe das Patch-Kabel an. 
"Jetzt sollten am DSL-Modem drei grüne LEDs leuchten", 
fährt der Techniker fort. 
"Da leuchten zwei grüne und eine rote", 
sage ich, 
"bei der roten steht 'DSL' dran." 
Betretenes Schweigen in der Leitung. 
"Hallo? Sind Sie noch dran? Ist das ein schlechtes Zeichen?" 
frage ich unschuldig. 
Zähneknirschend gibt der Techniker zu, daß dem so sei. 
"Die DSL-Verbindung zur Vermittlung funktioniert nicht. Da muß die Leitung nochmal geprüft werden. Von hier aus kann ich das leider nicht machen. Ich verbinde Sie mit dem zuständigen Service-Techniker ..." 
"Und welche Nummer hat der?" 
frage ich rasch. 
"Warum?" 
"Weil ich bis jetzt schon viermal beim Verbinden aus der Leitung geworfen wurde", 
erkläre ich lakonisch. 
Er gibt mir widerstrebend die Nummer, dann verbindet er mich weiter, es klickt dreimal, dann kommt wie erwartet das Besetztzeichen. 
Ich wähle die Nummer, die er mir gegeben hat. Manchmal wundere ich mich selber über meine schier unerschöpfliche Geduld. Allerdings sind die Döner inzwischen alle und es ist schon fast drei Uhr, also die Zeit wo ich gewöhnlich Feierabend mache ... 
Komischerweise meldet sich diesmal kein Blechtrottel, sondern sofort eine Stimme, ausnahmsweise mal eine ungestreßte, ja, sogar höfliche: 
"Hier ist die T-Com AG. Guten Tag." 
"Grüß Gott. Mein neuer DSL-Anschluß funktioniert nicht." 
"Jaaa sososo ... Wer hat Ihnen denn die Nummer gegeben?" 
"Ihr Kollege von der - was war es noch gleich? - von der Störungsstelle." 
"Jaaa sososo ... weil ... Sie sind hier bei der Pforte gelandet ..." 
"Bei der Pforte", 
wiederhole ich, nun ehrlich verblüfft. 
"Jaaa ... in der Pforte der Hauptverwaltung in Bonn. Jaaa, was mach' ich denn jetzt mit Ihnen? Was fehlt denn ihrem DSL?" 
Ich berichte dem Pförtner, daß die DLS-LED rot statt grün leuchtet. 
"Ach das! Das hatte ich auch mal! Das liegt sicher nur daran, daß der Stecker vom Splitterkabel nicht gescheit drin steckt. Ziehen Sie ihn einfach ein paar mal raus und wieder rein." 
Ich tue wie mir geheißen, und tatsächlich wird die LED plötzlich grün. 
"Naaa, sehen Sie!" 
meint der Pförtner, der übrigens Schulze heißt, gemütlich. 
"Da haben Sie ja Glück gehabt, daß Sie gleich bei mir gelandet sind. Da müssen wir die freundlichen Kollegen von der Hotline ja gar nicht erst bemühen ..."
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