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03.09.2004 BASTARD   MAILING   LIST   © Florian Schiel
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Konfuzius sagt: Die Welt ist voller Gegensätze - was ein Glück ist, sonst wäre ich ja meinen Job los! 
Seien wir doch mal ehrlich: das Streben nach Harmonie in allen Ehren, aber wäre das nicht verdammt langweilig? Letztlich sind es die Antagonisten, die das Leben interessant machen, so wie heiß und kalt, teuer und billig, ehrlich und fies, arm und reich, Marianne und unser Hausmeister, ... 
Klar, daß es zwischen einer Power-Lesbe und einem Chauvi-Hausmeister krachen muß; das ist sozusagen im Schöpfungsplan vorprogrammiert. 
In unserer Tiefgarage werden zum fünftem mal die morschen Bodenplatten ausgebessert, und ich nütze die Gelegenheit, um endlich die Sendespulen einzubetonieren, mit denen ich in der kommenden Auto-Generation den CAN-Bus lahmlegen kann. Schließlich muß ich als progressiver B.A.f.H. in die Zukunft blicken! Schade, daß ich hier in der Tiefgarage noch keine Web-Cam installieren konnte. Zu dunkel. Das wären bestimmt ein paar nette Mitschnitte für Pleiten, Pech und Pannen, wenn mitten auf der Rampe plötzlich die Lenkung und die Bremsen versagen ... 
Ich streiche gerade den letzten Zement glatt, als ich bei den hell erleuchteten Frauenparkplätzen im ersten Untergeschoß einen nagelneuen, dunkelblauen Z4 bemerke. Der Hausmeister hat doch erst gestern beim zweiten Frühschoppen mit seinem neuen blauen Z4 angegeben - und jetzt steht der hier bei den F-Plätzen, obwohl doch der Hausmeister einen eigenen Platz im zweiten Untergeschoß hat! 
Ich notiere mir die Nummer und schaue später in der geknackten Flensburg-DB nach, ob die Kiste wirklich dem B.H.v.H. gehört ... 
Am nächsten Tag sitze ich wie üblich mit dem Kollegen Rinzling und dem B.H.v.H. (Bastard Hausmeister von Hellinger) beim dritten Kaffee auf der Terrasse der Cafete in der hochsommerlichen Glutofenhitze. 
(Eigentlich sollten hier Sonnenschirme stehen, aber die Belegschaft der Cafete behauptet, alle von der Brauerei gestifteten Schirme seien 'KAPUTT'. In Wahrheit sind sie natürlich einfach zu faul, jeden Tag die Schirme auf- und wieder abzubauen. Auf meine Frage, wie es denn plötzlich zu diesem epidemischen Sonnenschirmsterben gekommen sei und was, zum Teufel, an einem Schirm eigentlich KAPUTT gehen könne, antworten sie mit einem Trommelfeuer von Griechisch und Türkisch gewürzt mit einigen Brocken Marokkanisch und Thaiwanesisch, bis ich freiwillig das Feld räume.) 
Marianne, Frau Bezelmann und Jenny sind auch da, sitzen aber wegen des Hausmeisters demonstrativ einen Tisch weiter und unterhalten sich über F-Themen. 
Wie zufällig bringe ich das Gespräch auf das Dauerthema 'Frauen und Autos', und der B.H.v.H. geht ab wie ein aufgebohrtes Space-Shuttle. Lauthals gibt er paar der unglaublichsten Geschichten aus seinem unerschöpflichen Fundus zum besten, bei denen Frauen allesamt keine besonders gute Figur abgeben. Drei Geschichten später hält es Marianne nicht mehr aus, und es kommt zum erhofften, heftigen Austausch divergierender Meinungen. Während der Kollege Rinzling und Jenny versuchen, die beiden Kontrahenten zu beschwichtigen, gießen Frau Bezelmann und ich mit bissigen Bemerkungen auch noch Öl ins Feuer - Frau Bezelmann aus angeborener Bosheit und ich, weil ich eigene Ziele verfolge. Eine halbe Stunde später muß der Hausmeister gezwungenermaßen das Feld räumen, weil der 'Oberste der Klingonen' per Handy seine Anwesenheit erheischt. Zurück bleibt eine vor Wut schäumende Marianne, die bitter bedauert, daß sie ihren Posaunenkasten oben im Büro gelassen hat. 
Ich warte, bis sich ihr Puls auf 170 abgesenkt hat, und sage dann ironisch: 
"Eigentlich bemerkenswert, daß sich ein Macho-Autofahrer wie von Hellinger nicht entblödet, auf den Frauenparkplätzen zu parken ..." 
"Waaas?!" 
"Naja", 
sage ich unschuldig, 
"heute morgen habe ich einen neuen blauen Z4 bei den Frauenparkplätzen gesehen und gestern ...", 
aber Marianne ist schon unterwegs zu ihrem Büro. 
Als am späten Nachmittag die Funkstreife und die Feuerwehr anrückt, mische ich mich unauffällig unter die Schaulustigen in der Tiefgarage. Der blaue Z4 der Vizepräsidentin schaut nicht mehr ganz so aus wie im Katalog. Daß er die Tiefgarage aus eigener Kraft verlassen können wird, scheint unwahrscheinlich. Die ratlosen Polizisten faseln von einem schweren Bohrhammer oder einer Dampframme, verstehen aber nicht so ganz, wo der Täter den Strom hergenommen hat. Offensichtlich haben sie keine Ahnung, was man mit einem titanverstärkten Posaunenkasten alles anrichten kann ... 
Ich werd's ihnen auch nicht stecken!
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