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29.08.2002 BASTARD   MAILING   LIST   © Florian Schiel
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Exklusiv-Interview (ungekürzter Audio-Mitschnitt) aus "Hacker's Havoc", Band F3, S. 88: 
Unser Korrespondent Walter Winzigweich (WW) sprach mit dem Bundesvorsitzenden der neu gegründeten BBB, Herrn Dr. Leisch, über die bevorstehende Bundestagswahl: 
WW: "Herr Leisch, Ihre Partei gibt es erst seit wenigen Wochen, aber schon sind Sie in aller Munde. Erklären Sie bitte unseren Lesern kurz, für was steht die Abkürzung BBB?" 
Leisch: "Ist das Ding hier überhaupt angeschaltet? (Geräusch) Hallo? Hören Sie mich ...?" 
WW: "Das Mikrophon ... (lautes Geräusch) 
Leisch: "Na, aber! Jetzt flutscht mir das Ding ... (lautes Platschen, plötzlich alles gedämpft) ... auch noch von der Krawatte ... Oh, tut mir leid! Mitten in Ihren Maßkrug! ... (Geräusch abtropfenden Bieres, Ton wieder einigermaßen klar) ... Wollen Sie eine neues Bier? (fummel)" 
WW: "Nein, danke! Um auf meine Frage zurückzukommen ..." 
Leisch: "Ja, richtig! BBB steht ganz einfach für 'Bestechliche Bastard Bardei'." 
WW: "'Bardei'?" 
Leisch: "Ja, der ursprüngliche Gründer war ein legasthenischer Franke - Sie verstehen? Den haben wir allerdings inzwischen wieder ausgeschlossen. Hatte einige seriöse Ansätze drauf, Wahlprogramm und so weiter ..." 
WW: "Äh ... aha, nun gut. Jedenfalls sind Sie als derzeitiger Vorsitzender der 'Bestechlichen Bastard Bardei' nun sogar auch als Kanzlerkandidat angetreten. Vielleicht könnten Sie kurz erläutern, was an Ihrer Partei so besonders ist. Haben wir nicht schon genug Parteien im Bundestag?" 
Leisch: "Gewiß, aber noch keine, die die Bestechlichkeit von vorneherein auf ihre Fahnen schreibt. Das kommt dann immer erst hinterher nach etlichen Jahren heraus. WIR dagegen bekennen uns von vorne herein absolut zur plutokratischen Gesellschaft mit all ihren Facetten ..." 
WW: "Das soll heißen, Sie bezeichnen sich selber von vornherein als bestechlich?!" 
Leisch: "Richtig! Die gewählten Volksvertreter unserer Partei werden als die Einzigen in die Geschichte eingehen, denen nicht vorgeworfen werden kann, sie hätten ihre Wähler nicht ausdrücklich darauf aufmerksam gemacht, daß sie - wie alle anderen Volksvertreter in den Parlamenten - nur jeweils die Interessen des Geldes verfolgen werden. Vor allem des Geldes, das in ihre eigenen Taschen fließt!" 
WW: "Aber glauben Sie nicht, daß ..." 
Leisch: "Die Wirklichkeit sieht nämlich ganz einfach so aus, daß Habgier eine der grundsätzlichsten Eigenschaften des Menschen darstellt. Unser gesamtes Leben dreht sich um Geld! Nur ein Idiot kann das leugnen! Und alle sind im Grunde auch damit einverstanden, weil niemand - wenn er wirklich ehrlich ist - leugnen kann, daß er nicht dem Glanz des Goldes verfallen ist. Also ist es nur recht und billig, wenn auch die Politiker sich um das Geld drehen. Folglich sollte es auch eine ehrliche Politik geben, die das von Anfang an zugibt!" 
WW: "Aber die moralischen Werte ..." 
Leisch: "Gucken Sie sich doch nur mal in Ihre eigene Zeitung: '3 Tipps um beim Millionen-Spiel zu betrügen', 'Wie knackt man die Lotto-Zentrale', '10000 Creditkarten-Nummern für nur $9.99', außerdem: Hunderte von aufgeflogenen Bestechungs-Affären - und wir alle wissen, daß das nur die winzig-kleine Spitze des Eisbergs ist. Wer die BBB wählt, weiß wenigstens, daß er nicht vier Jahre lang verarscht wird, sondern daß wir genau die Politik machen werden, die die höchsten Einnahmen bringt! Unsere!" 
WW: "Apropos Einnahmen, Herr Leisch. Wie stellen Sie sich denn die Finanzierung der Flutkatastrophe vor?" 
Leisch: "... (lacht) ... Naja, das ist nun wirklich gar kein Problem. Sollte die BBB an die Regierung kommen, werden wir als allererstes Marihuana als legales Suchtmittel zulassen und mit einer Steuer von 450% belegen. Dann - was schon lange fällig ist - wird eine drakonische Steuer auf das Booten von Windoofs-Rechnern eingeführt. Wenn das nicht reicht, werden wir noch eine Reihe von sinnlosen aber einträchtigen Strafen erfinden. Zum Beispiel 10.000 Euro für das Wegwerfen einer Zigarettenkippe, 6.000 Euro für das Pfeifen in Einbahnstraßen nach 22 Uhr, 7.000 Euro für das Kauen von Kaugummi in der U-Bahn, die nach Norden fährt, 18.500 Euro ..." 
WW: "Aber ..." 
Leisch: "... für den Besitz eines Word-Manuals ..." 
WW: "Aber ... aber wir leben doch nicht mehr im Mittelalter ..." 
Leisch: "Im Mittelalter gab es auch schon eine Steuer auf das Booten von Windoofs?" 
WW: "Natürlich nicht! Ich meine, solche drakonischen Steuern und Strafen würde doch heutzutage niemand mehr akzeptieren ..." 
Leisch: "Waren Sie schon mal in Singapur?" 
WW: "Ich weiß, worauf Sie anspielen, aber schließlich sind wir hier in Mitteleuropa und nicht in Singapur ..." 
Leisch: "Soso ... und die Stadt München?" 
WW: "Wieso ... was ... was ist mit der Stadt München?" 
Leisch: "Die Stadt München hat letztes Jahr über weite Teile des Stadtgebietes Parklizenzbereiche eingeführt. Die Dinger sind auf öffentlichem Grund und Boden, zu deutsch auf den Straßen, die mit Steuergeldern bezahlt wurden. Sie heißen ParkLIZENZbereiche, weil in diesen Bereichen der Stadt München die LIZENZ zum Gelddrucken erteilt wird. Das heißt, den Steuerzahlern, die die Straße sowieso schon finanziert haben, wird jetzt auch noch auf ganz legale Weise das Geld aus der Tasche gezogen ..." 
WW: "Moment! Die Anwohner dürfen in den Parklizenzbereichen umsonst parken ..." 
Leisch: "(triumphierend) Aber nur mit einen Wagen! Und die ganzen armen Yuppies mit ihren MX-5 Zweitwagen? Was sollen die denn jetzt anstellen? Den ganzen Tag auf der Leopoldstraße auf und ab fahren, weil sie keinen Parkplatz mehr kriegen? Also! Wenn die Stadt München zu mittelalterlichen Methoden greift, warum soll die BBB sich zurückhalten? Sie sehen also, daß die Finanzierung FÜR UNS überhaupt kein Problem darstellt ..." 
WW: "Ich muß zugeben, Sie sind von eine geradezu erfrischenden Offenheit, Herr Leisch. Kommen wir zum anderen Bestandteil des Parteinamens BBB. Wieso nennen Sie sich eine 'Bastard-Partei'?" 
Leisch: "Nun, das hat rein praktische Gründe. Dazu muß ich aber etwas weiter ausholen. Als ich 1972 an diesen LEERstuhl ... nein, das würde jetzt zu weit führen. Also: der eigentliche Zweck der BBB ist natürlich nicht, für die nächsten vier Jahre im Bundestag herumzulungern. Wir sind logischerweise nur an den offiziellen Wahlkampfzuschüssen interessiert, die jede Bundespartei für ihren Wahlkampf bekommt." 
WW: "Äh ... was?" 
Leisch: "Eben! Die Sache hat nur einen Haken: Wegen irgendwelcher blöder Vorschriften, die noch aus der Weimarer Republik stammen müssen, hängt die Höhe der Wahlkampfunterstützung auch von der Zahl der Parteimitglieder ab. Daher wurde vom Vorstand (Frau Bezelmann und mir) beschlossen, daß laut Satzung alle Bastarde automatisch Mitglieder der BBB werden ..." 
WW: "Bastarde?" 
Leisch: "Genau: Bastarde. Jede Frau wird Ihnen ungefragt bestätigen, daß alle Männer Bastarde sind. Das heißt, wir haben schon mal ca. 48% der Bevölkerung als Parteimitglieder. Es kommen zwar noch ein paar weibliche Bastarde dazu, aber die fallen eigentlich gar nicht mehr ins Gewicht. Mit diesen Mitgliedszahlen rechne ich fest auf eine Rekordauszahlung nach der Wahl." 
WW: "Aha! Und ... und was werden Sie mit diesen Geldern anstellen? Die nächste Wahl vorbereiten?" 
Leisch: "Ich dachte, Sie hätten allmählich kapiert, worum es der BBB geht! Natürlich hat der gesamte Partei-Vorstand bereits die Tickets auf die Seychellen bestellt ..." 
WW: "Herr Leisch, wir danken Ihnen für das Gespräch!" 
Leisch: "Schon recht. Äh ... wie war das jetzt? 200 Mäuse pro 5 Minuten? Das wären dann jetzt rund 525 Teuros. Sie haben's hoffentlich in bar dabei ...? (cut)"
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